Vielleicht ist dir dieser Begriff schon einmal begegnet, vielleicht liest du ihn heute zum ersten Mal. Die Rede ist von Blended Learning. Frei ins Deutsche übersetzt könnte man vom „vermengten“ oder auch „gemischten“ Lernen sprechen. Was aber verbirgt sich hinter diesem Lernmodell und wie wendest du es in deinem Betrieb an? Dieser Frage gehen wir im folgenden Beitrag nach.
Nach der Übersetzung wagen wir uns auch kurz an eine Definition. Beim Blended Learning handelt es sich um einen Ansatz des Lernens, der auf zwei Säulen basiert. Einerseits gibt es klassische, von Trainern oder Lehrern durchgeführte Schulungen, und andererseits gibt es digitale Lernaktivitäten (eLearning). Blended Learning kombiniert diese beiden Modelle.
Dabei ist Blended Learning weder ein um digitale Inhalte ergänzter Schulunterricht noch ein eLearning-Konzept, bei dem sich ab und an auch Trainer und Lernende in echt treffen. Blended Learning verbindet von Beginn an beide Ansätze.
Beispiel zur Veranschaulichung von Blended Learning
Um den Ansatz von Blended Learning an einem ganz einfachen Beispiel zu verdeutlichen, denken wir an eine Schulkasse. Deren herkömmlicher Unterricht besteht beispielsweise in einer Gruppenarbeit, bei der ein bestimmtes Thema erarbeitet werden soll.
Nun stehen den Schülern jedoch nicht nur die Schulbücher zur Verfügung, sondern auch das Internet als Quelle. Und sie präsentieren die Ergebnisse nicht auf einer grossen Pappe vor dem Rest der Klasse, sondern als multimediale Präsentation im Live-Stream. Beim Blended Learning werden – um es sehr platt auszudrücken – aus beiden Lernwelten die besten Komponenten miteinander verbunden.
Um zu verstehen, warum gerade Blended Learning ein Ansatz sein könnte, der sich in Zukunft durchsetzen wird, hilft ein Blick auf die Entwicklung der letzten Jahre. Hier hat sich gezeigt, dass mit zunehmender technologischer Entwicklung immer mehr Inhalte als reines eLearning durchgeführt wurden.
Natürlich profitieren Lernende davon, dass sie immer und überall ihren Stoff durcharbeiten können – und das auch im eigenen Tempo. Aber als Arbeitgeber weisst du, dass nicht alle Inhalte digital vermittelt werden können.
Blended Learning ermöglicht die Kombination: Lernende bestimmen Zeitpunkt und Ort für das Selbststudium. Das Tempo, bis wann was durchgearbeitet werden muss, wird durch einen Trainer bzw. einen übergeordneten Zeitplan festgelegt.
Eine möglichst übergangslose Verbindung von Präsenzunterricht und eLearning ist für die Verbesserung des Outcomes von elementarer Bedeutung.
Nachdem wir dir nun einen allgemeinen Ansatz vermitteln konnten, was Blended Learning überhaupt ist, gehen wir in diesem Abschnitt noch eine Ebene tiefer. Denn es gibt durchaus verschiedene Arten von Blended Learning, die du in deinem Betrieb nutzen kannst. Grundsätzlich ist die Vielfalt der Strategien, Tools, Methoden bzw. das Verhältnis, in dem eLearning und Präsenzschulungen zueinanderstehen, schier unendlich. Dennoch möchten wir drei Arten besonders hervorheben.
Dieses Modell kommt unserem Beispiel weiter oben sehr nahe. Hierbei ist der traditionelle Präsenzunterricht noch sehr stark ausgeprägt. Die Elemente des eLearnings werden bei diesem Modell insbesondere zum Nachsteuern eingesetzt. Das bedeutet, dass auf individueller Ebene die Bedürfnisse einzelner Lernender adressiert werden, während die ganze Gruppe im Klassenraum ihre normalen Fortschritte macht.
Du kennst das wahrscheinlich noch aus der Schule oder Uni. Vor Ort wird etwas Neues gelernt und dann daheim vertieft bzw. später angewendet. Dieses Blended Learning Modell dreht diesen Ansatz genau um. Denn beim „umgedrehten“ Klassenraum müssen die Lernenden sich die theoretischen Inhalte bereits zu Hause (oder sonst wo) anlesen, um sie dann bei einer Präsenzveranstaltung (mit anderen) zu vertiefen bzw. anzuwenden.
Dieses Modell haben wir häufig in Schulklassen während der Corona-Pandemie gesehen. Die Gesamtgruppe der Lernenden wird aufgeteilt, um abwechselnd an Präsenzveranstaltungen teilzunehmen und mit Elementen des eLearnings zu lernen. Das spart einerseits Ressourcen und intensiviert die Betreuung des Trainers auf den Einzelnen und ermöglicht andererseits auch die Einbindung von Elementen der Gamifizierung.
Schauen wir uns abschliessend noch einmal die Vorteile von Blended Learning an. Bedenke bei folgender Liste, dass sich der Hauptvorteil von Blended Learning daraus ergibt, dass eben nicht auf ein System gesetzt wird, sondern eben die Vorteile von herkömmlichen Präsenzunterricht mit digitalen Lernmethoden kombiniert werden, um gleichzeitig die Nachteile des jeweiligen Ansatzes zu minimieren. Daraus ergibt sich:
Das Rotationsmodell hat es bereits gezeigt und die Corona-Erfahrung haben wir alle machen müssen: Je seltener und mit, desto weniger Menschen wir in schlechtbelüfteten Räumen sitzen, desto sicherer ist das für unsere Gesundheit. Das wird auch nach der Pandemie noch gelten – für deine Mitarbeiter, als auch für dich selbst.
Allein die Gelegenheit, einen individuellen Weg des Wissenserwerbs gehen zu können, ist ein elementarer Pluspunkt bei jeglicher Bildung. Lernen ist kaum die einzige, aber erst recht nicht wichtigste Aktivität im Leben eines Menschen. Da sind immerhin noch Freunde, Familie, die eigentliche Arbeit, Hobbys und mehr. Blended Learning schafft diesen Raum für Flexibilität, sodass beispielsweise Weiterbildungen in deinem Betrieb auch für Alleinerziehende möglich werden.
Bei diesem Punkt hängt auch vieles von dir selbst ab. Klar kannst du auch Frontalunterricht superspannend und unterhaltsam gestalten, aber seien wir einmal ehrlich: Je mehr Möglichkeiten du bei der Gestaltung deines Unterrichts hast, desto mehr kannst du herausholen. Das motiviert die Lernenden und erhöht die Chancen, dass vermitteltes Wissen auch „hängen bleibt“.
Zeitansatz für die Klausur: 45 Minuten. Dann ist klar, wer es in der Zeit schafft und wer nicht. Viel besser ist es aber, die Mitarbeitenden individuell zu analysieren. Wer hat wo welche Stärken und Schwächen. Blended Learning schafft mit den Elementen des eLearnings hier die Brücke, die Analyse-Tools des Digitalen mit in die reale Welt zu bringen.
Gesteigerte Motivation und mehr Spass am Lernen haben wir oben schon als Vorteil für deine Mitarbeiter geschrieben. Das bedeutet im Umkehrschluss aber auch, dass nicht nur sie, sondern auch du davon profitierst. Schliesslich willst und kannst du die Lernenden in deinem Betrieb nicht zum Lernen zwingen. Wenn sie aber motiviert bei der Sache sind, effektiver und schneller lernen, dann sparst du am Ende Zeit und Geld für Schulungsmassnahmen und dein Unternehmen wirtschaftet insgesamt effizienter.
Onboarding, Aus- und Weiterbildung in Unternehmen – all diese Bereiche haben sich in den letzten Jahren stark verändert, da die Technik einerseits immer mehr möglich macht und Arbeitgeber bzw. Verantwortliche in den Firmen immer stärker auf digitales Lernen setzen.
Das ist zwar gut und ein Fortschritt, doch kann es schnell auch über das Ziel hinausschiessen, sodass sich Mitarbeiter im digitalen Lernumfeld allein gelassen fühlen.
Wenn du dich nach den Prinzipien des Blended Learning richtest und deinen eigenen Weg des Ausgleiches findest, werden besser lernende Mitarbeiter es dir mit einer gesteigerten Produktivität zu danken wissen.
Photo by Scott Graham