Es ergibt durchaus einen Sinn, dass in Schulen mit einem Lehrplan gearbeitet wird, der von Fachleuten penibel ausgearbeitet wird. Würde man alle Schüler nur mit einem Lehrbuch ins kalte Wasser werfen, wäre das Ergebnis ein Jammerspiel. Lernen muss strukturiert werden – das gilt auch fürs eLearning. In diesem Beitrag sprechen wir über die Architektur hinter einer erfolgreichen Schulung, denn wir beschäftigen uns mit Instruktionsdesign.
Ein wichtiger Punkt jeglicher Bildungsmassnahmen ist die gemeinsame Sprache. Dabei ist nicht gemeint, dass alle Deutsch, Französisch oder Italienisch sprechen, sondern viel mehr, dass sie unter den Begriffen dasselbe verstehen. Das gilt natürlich auch fürs Instruktionsdesign und daher steigen wir in dieses Thema mit einer Definition ein, die wir uns aus der deutschsprachigen Wikipedia leihen:
„Instruktionsdesign bezeichnet die systematische Planung, den Ablauf und die Auswertung von Lernumgebungen und Lernmaterialien. Die Zielsetzung ist das Ausgestalten von Umgebungsbedingungen, die geeignet sind, Kompetenzen zu fördern. Beim Instruktionsdesign werden verschiedene Modelle zur Konzeption von Unterricht und Training zusammengefasst. Im Unterschied zu klassischem Unterricht oder Lehre, bezeichnet Instruktion hier jedes systematische Arrangement von Umgebungsbedingungen, auch unter Einsatz verschiedenster Medien, das geeignet ist Kompetenzen zu fördern.“
Es reicht also nicht aus, dir über die Inhalte Gedanken zu machen, also was du deinen Mitarbeitern vermitteln möchtest. Mindestens genauswichtig ist eben auch das wie. Hier kommt das Instruktionsdesign ins Spiel. Es orientiert sich eng an der Psychologie und schaut, wie Menschen lernen. So werden konzeptionelle Rahmenbedingungen geschaffen, um der jeweiligen Zielgruppe die gewünschten Inhalte beibringen zu können.
Wichtig: Es gibt keine einheitliche Lösung, da wir Menschen sehr komplex und vielfältig sind. Du wirst deine Strategien oft überarbeiten müssen und nur selten eine immerwährende Blaupause für alle Schulungen anfertigen können.
Das Instruktionsdesign schaut sich an, wie Menschen Informationen aufnehmen und abspeichern. Als Instruktionsdesigner schaust du dir daher deine Lernenden an und fragst dich, wie du deine Inhalte für sie passend gestalten kannst. Im konkreten Fall könnten deine Fragen so lauten:
Es gibt verschiedene Modelle, nach denen du innerhalb des Instruktionsdesigns arbeiten kannst. Besonders beliebt ist das Prinzip ADDIE, um eine erfolgreiche Schulungsstruktur aufzubauen:
Die erste Phase haben wir oben bereits angesprochen. Bei der Analyse geht es einerseits darum festzustellen, welche Inhalte du überhaupt vermitteln möchtest, und andererseits um deine Zielgruppe und deren mitgebrachten (Lern-)Voraussetzungen. Beim anschliessenden Design kommt häufig ein Storyboard zum Einsatz. Hier überlegst du, wann welche Ziele zu erreichen sind und definierst auch einen ersten Ansatz, wie diese Ziele zu erreichen sind.
Nun geht es an die eigentliche Entwicklung (Development) der Online-Kurse deiner eLearning-Schulung. Anhand des Storyboards entwickelst du Kurse, plazierst Inhalte, drehst Erklärvideos usw. Jetzt sind deine Inhalte fertig und müssen entsprechend deiner genutzten Software – wie beispielsweise dem Lernmanagementsystem marLMS – in das weltweitzugängliche System eingepflegt werden. Diesen Prozess der Implementierung kannst du entweder selber erledigen oder deinem LMS-Administrator übertragen.
Als letzten Schritt des ADDIE-Modells gibt es noch die Evaluation. Hier überprüfst du, ob deine bisherige Arbeit auch erfolgreich gewesen ist. Das kannst du beispielsweise dadurch machen, dass du das gelernte Wissen bei deinen Mitarbeitern abfragst und/oder dir von ihnen Feedback zu deinen eLearning-Kursen geben lässt.
Das Fachgebiet Instruktionsdesign ist heute ein etabliertes Feld und früher oder später wird jeder Verantwortliche darauf stossen, der mit dem Thema eLearning zu tun hat. Interessant ist jedoch, dass häufig die gleichen Fehler gemacht werden bzw. ähnliche Hindernisse auftauchen, die schlecht oder zu spät überwunden werden.
Um dir von vornherein eine Hilfestellung zu geben, schauen wir uns im folgenden Kapitel mögliche Fallstricke an, die du unbedingt vermeiden solltest.
Den Grundsatz, dass es keine Blaupause gibt, sondern die eigene Lernstrategie je nach Zielgruppe angepasst werden muss, kennst du schon. Das Problem ist jedoch, dass die meisten Instruktionsdesigner sich dennoch nicht genügend mit dem Bereich der Analyse beschäftigen bzw. ihre Zielgruppe nur oberflächlich betrachten.
Dabei ist die A-Phase des ADDIE-Modells entscheidend, denn wenn der Anfang bereits vermurkst ist, kann auch der Rest nichts werden. Um diesen Fehler zu vermeiden, fertige dir als allererstes eine To-Do-Liste an, in der du jene Punkte benennst, die du unbedingt über deine Lerngruppe herausfinden musst. Hierzu zählen beispielsweise das Alter, eventuell das Geschlecht, der Bildungsstand, der Grad der technologischen Kompetenz, das Vorwissen im angestrebten Fachbereich, die Dauer der Zugehörigkeit zu deinem Unternehmen und sprachliche Kompetenzen (können Lernende z. B. Englisch oder müssen eventuelle internationale Lerninhalte übersetzt werden?)
Wir können nicht oft genug darauf hinweisen: Du musst bei der Erstellung von Schulungen auch Aufgaben abgeben. Wenn du dich mit Aufgaben und Verantwortlichkeiten übernimmst, schlägt sich das letztendlich negativ auf den Lernerfolg deiner Mitarbeiter aus. Es reicht für dein Instruktionsdesign, wenn du die Organisation übernimmst. Überlass die Recherche über die Zielgruppe beispielsweise den direkt Vorgesetzten, greife für die Erstellung der Lerninhalte auf Fachexperten zurück und bestimmte einen LMS-Admin für die Pflege des Lernmanagementsystems.
Wie überall im Bereich der Digitalisierung (wozu eben auch eLearning und Instruktionsdesign gehören) bleibt die Entwicklung hier nicht stehen. Ständig gibt es neue Entwicklungen und Möglichkeiten, denke nur einmal an dem Feld der Virtual Reality und Künstlichen Intelligenz und wie diese für digitale Schulungsmassnahmen eingesetzt werden können.
TestulAus diesem Grund müssen gerade Instruktionsdesigner ständig Up-to-date sein, um auf dem Markt der neuesten Bildungstechnologien nicht abgehängt zu werden. Das Lesen von Blogeinträgen zu den neuesten Entwicklungen ist da bereits ein guter erster Schritt.
Instruktionsdesign ist nicht vom Himmel gefallen, sondern hat genau wie alle Elemente des eLearnings bereits einen langen Weg hinter sich. Wir haben die Anfänge in der Psychologie eingangs beschrieben. Auch heute noch verändert sich Instruktionsdesign stark. Wie aber wird dieser Bereich, in der Zukunft aussehen? Wir wagen zwei Prognosen.
Wenn früher von „Learning by Doing” die Rede war, dann war dieser Ansatz nicht verkehrt. Durch das Ausführen einer Tätigkeit lernen Menschen wesentlich besser, als wenn sie das zu Lernende nur lesen. Da du deine Mitarbeiter aber nicht ins kalte Wasser werfen möchtest, sind Trainingsmethoden für dich geeignet, die der Realität möglichst nahekommen, ohne dabei die Realität zu sein. Genau hier kommt VR (Virtual Reality) in Betracht. Dieser Bereich wird in Zukunft noch wesentlich wichtiger für sämtliche Überlegungen des Instrucktionsdesigns.
Unter Microlearning verstehen wir eine Methode zur Kursbereitstellung, bei der Lernende Informationen in einzelnen, kleinen Blöcken vorgesetzt bekommen. Diese Kursstruktur konzentriert sich daher auf bestimmte Einzelfertigkeiten und nutzt dafür sehr kurze Lerninhalte, oft nicht länger als 5 min. Da bekanntlich in der Kürze die Würze liegt, bleiben Lernende bei dieser Taktik länger motiviert, die Aufmerksamkeit bleibt auf den Inhalten. Auch dieser Ansicht wird sich in Zukunft noch weiter verstärken – einen Trend, den wir längst beobachten können.
Wie wir gesehen haben, ist Instruktionsdesign eine wissenschaftliche Methode, sich der Erstellung von Schulungen zu nähern. Das umfasst selbstverständlich auch eLearning-Kurse. Das von uns vorgestellte ADDIE-Modell ist nur eine von vielen wissenschaftlichen Herangehensweisen. Wenn du dich tiefergehend für diese Thematik interessierst, kannst du dir auch noch Gagné’s Neun Instruktionsereignisse oder Bloom’s Taxonomy anschauen.
Ansonsten bist du vielleicht selbst bereit, doch an die Aufgaben eines Instruktionsdesigners zu machen. Wenn du dabei Unterstützung – zum Beispiel in Form von LMS-Beratung – benötigst, kannst du dich jederzeit an uns wenden!